Freitag, 1. August 2014

The End

Endspurt unserer Reise. Uns hatte das Wanderfieber gepackt, so dass wir nach einem Pausentag nach der Trolltunga-Wanderung uns schon wieder auf den Weg machten, diesmal zum eingeklemmten Stein, dem Kjerag. Angegeben waren 3-6h, 10km hin und zurück. Ein Klacks, dachten wir. Nach drei Bergspitzen und Tälern sahen wir es nicht mehr ganz so. Aber gelohnt hat sich auch auf jeden Fall! Etwas mulmig war uns schon allein beim Gedanken, dass dieser Stein 1000m über einem Fjord schwebt. Zu unserer Überraschung haben wir auch die Steilwand Preikestolen sehen können, zwei Sehenswürdigkeiten auf einen Streich.




Danach ging es auch schon weiter nach Schweden. Göteborg. Hübsche, gemütliche Stadt. Lustig fanden wir vor allem den Vergnügungspark mitten in der Innenstadt. Warum auch nicht?

Aufgrund unseres knappen Restbudgets sahen wir nicht so viel Sinn uns länger als nötig in den teuren nördlichen Ländern aufzuhalten, so dass wir dann am nächsten Tag über Malmö nach Kopenhagen, Dänemark, fuhren. Ich wollte unbedingt über eine futuristische Brücke fahren, die in einen unterirdischen Wassertunnel überführt (sieht dann so aus, als ob man ins Meer hineinfährt). Was sich spektaulär anhört, fuhr sich schnell weg. Foto haben wir leider keins. Aber dafür eine saftige Mautrechnung von 49 Euro (Und es kam noch eine weitere mautpflichtige Brücke dazu!)! Ohne Witz. Zu Lachen war uns wirklich nicht mehr zumute. In Kopenhagen selbst versuchten wir dann auf andere Gedanken zu kommen. Dies war unsere letzte Stadt auf der Europatour. Auch wenn wir genug Städte gesehen haben, so war diese ein wirklich schöner Abschluss. Kopenhagen ist sehr empfehlenswert und sicher nochmal ein Besuch wert. Besonders gut aufgemacht ist die Touristinformation, ein grandioses Konzept, sehr modern, übersichtlich und informativ.




Die Nacht davor, noch in Malmö (es war die vorletzte Nacht im Auto), Samstagnacht, hatten wir etwas Probleme einen angenehmen Schlafplatz zu finden, weil wir schon wieder sehr zentral waren. Schließlich standen wir nahe des Unigeländes. Als wir eigentlich gerade beim Einschlafen waren, ruckelt es auf einmal stark am Auto. Dabei blieb es nicht, denn der dreiste Typ (was auch immer er aus unserem Auto wollte) erforschte jedes Autofenster, bis er es letztlich doch aufgab und weiterging. Echt gruselig. Da wir kein Risiko mehr eingehen wollten, haben wir doch noch einmal umgepackt und uns einen neuen Schlafplatz gesucht.

Und auf einmal waren wir auch schon wieder in Deutschland. Wer hätte gedacht, dass wir uns doch sehr freuten wieder auf deutschem Boden zu sein. Und das pünktlich zu meinem Geburtstag. Diesen haben wir mit einem gemütlichen Frühstück vom Bäcker begonnen, so dass wir gut gestärkt für die Wattwanderung waren. Endlich Wattwandern. Zwei Stunden Würmer, Schnecken und Naturphänomene bewundern, das hat wirklich Spaß gemacht. Verdammt niedlich, mit echt nordischem Wattführer. Anschließend sind wir weiter nach Bremen gefahren, wo schon lecker Himbeertorte und Tee auf uns gewartet haben.



Es ist unglaublich wie schnell die Tage vergingen. Wir haben viel gesehen, viel erlebt, viel gelernt. Über Land, Leute, voneinander und übereinander. Es war nicht immer einfach, unsere Laune war nicht immer die Beste, aber selbst diese schweren Zeiten haben wir gemeinsam durchgestanden. Wenn auch teilweise mit mehr Glück als Verstand. Kaum zu glauben, dass wir ganze 21.000 Kilometer gefahren sind! Und dabei kein einziges Mal geblitzt oder von der Polizei angehalten wurden. Lediglich ein kaputter Blinker und ein halb defektes Ablendlicht. Unfassbar ist auch, dass wir mehr als die Hälfte der Nächte im Auto geschlafen haben. Und das sogar größtenteils auch echt bequem. Wir lieben den Peugeot. Und seine Klimaanlage.

Danke für das Auto. Danke für die Unterstützung. Danke fürs Lesen. Es hat sich mehr als gelohnt!

Freitag, 18. Juli 2014

Das ist teuer? Auch schon egal!



Unsere grenzenlose Motivation reißt auch die letzten Tage unserer Reise nicht ab. Ganz im Gegenteil. Bei der nie aufhörend schönen Natur nimmt sie eher zu.

Die letzten Tage sind wir 2x mit der Fähre über Fjorde gefahren, da ansonsten riesige Umwege entstanden wären. Gelohnt hat es sich zusätzlich. So hatten wir unsere kleinen Fjordfahrten, die sonst so teuer sind und konnten die Landschaft auf uns wirken lassen.


Auch sonst stoppen wir ständig mit dem Auto um die ganzen Berge, die Wasserfälle, den Schnee, die Seen, die Fjorde, die reißenden Flüsse, die Berge, die Kühe und Schafe fotografisch festhalten zu können.




Den Touristenstopp Geirangerfjord mit dem Wasserfall 7 Schwestern haben wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen. Von einer Aussichtsplattform hatte man einen schönen, wenn auch etwas fernen Blick auf die sieben nebeneinander herabfallenden Wasserfälle. Touristen waren auch Unmengen dort. Nicht unser Lieblings Place-To-Be.

Geiranger

7 Schwestern
Am nächsten Tag ging es noch zu einem anderem Fjord weiter südlich, dem Auerlandsfjord, bei welchem es auch einen richtig schönen Fotostopp-Parkplatz mitten auf dem Berg mit futuristischer Plattform gab. Der Weg durch die Berge ist oft etwas beschwerlich, da die Straßen oft nur für ein Auto gemacht und sehr kurvenreich sind. Abenteuer pur, selbst beim Autofahren.
Nebenbei sind wir unwissenderweise durch den längsten Straßentunnel der Welt gefahren, sage und schreibe 24,5km lang. 

 
Unser nächster Stopp war äußerst kräftezerrend. Trolltunga. Die Trollzunge. Es gab nur zwei Wege dort hinzugelangen. Der eine hieß klettern, der andere 10h wandern mit insgesamt 900m Höhenunterschied. Wofür wir uns entschieden haben? Zweiteres natürlich.
Hochmotiviert ging es um 14Uhr los. Unsere Motivation sank nach dem ersten Kilometer etwas. Es ging nur bergauf. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern affensteil. Dazu kam, dass es den Tag zuvor viel geregnet hatte und alles schön matschig war. Die restlichen 12km zur Trollzunge liefen sich mehr oder weniger besser. Es ging viel bergauf, aber die Landschaft entschädigte alles. Wir sind über Wasserfälle und Seen, haben von oben einen Fjord gesehen und auf Grund unseres späten Aufbrechens war auch nicht mehr so viel los. An unserem Ziel angelangt waren wir schon stolz. Eine atemberaubende Aussicht über die Berge und den Fjord. Selbst ich habe mich auf den Vorsprung gewagt. Der Rückweg ging schneller als gedacht, nur der letzte Kilometer war wieder sehr käftezerrend. Nach 9,5h, mit Schlamm bespritzen Schuhen und Hosen, Beinschmerzen vom feinsten, 27km Fußmarsch und Stolz wie Wolle kamen wir wieder an unserem Autolein im halbdunkel an.

Vorher




Nachher
Heute sind wir endlich mal wieder auf einem total überteuerten Campigplatz eingekehrt. Auf Grund der imensen Preise überall und unseres immer größer werdenden Geldproblems haben wir für die letzten Tage eine Grundeinstellung entwickelt. Das ist teuer? Auch schon egal! 


Was noch erwähnenswert ist: 
Hier wird es tatsächlich wieder dunkel. Wer hätte das gedacht? Es ist möglich abends in Ruhe zu schlafen! 
In so gut wie jedem Vorgarten steht ein großes Trampolin. Wir wollen so was auch!

Montag, 14. Juli 2014

Wir sind WELTMEISTER!

Kennt ihr das Gefühl, wenn alles klebt, die Füße stinken, keine saubere Unterwäsche mehr vorhanden und die Haare fettig sind? Fünf Nächte ohne Dusche klingt eklig? Ist es auch! Jetzt könnt ihr euch sicher vorstellen, wir sehr wir uns auf die ersehnte Dusche auf dem Campingplatz gefreut haben – und dann kommt da nur ein verdammt kalter Pippistrahl heraus. Wir fühlten uns etwas verarscht. Selbst nachdem Jacqui halb nass von der Rezeption für 1,50€ Warmwassermarken holte, konnten wir nicht ausgiebig duschen, weil gerade ein allgemeines Wasserleitungsproblem auf dem Campingplatz herrschte...

Doch unser von Pech verfolgter Tag wendete sich tatsächlich noch: Aufgrund Norwegens atemberaubender und abenteuerlicher Küstenlinie müssen wir oft überlegen, ob wir einen Umweg fahren oder eine Fähre nehmen. Bei den Lofoten nahm es sich preislich nicht viel, da wir aber keine Lust auf so viel Autofahrerei hatten, entschieden wir uns diesmal für die Ferry. Somit haben wir noch mehr von den traumhaften Lofoten sehen können, da wir bis zum letzten Zipfel gefahren sind.




Außerdem ließ die Zeit noch zu in einer einsamen Bucht gemütlich zu chillen. Wer hätte gedacht, dass in Norwegen 30°C sein werden! Jacqui ist direkt nochmal ins eisklare Wasser gehüpft.


Beim Abkassieren am Hafen wurde dann meine Kreditkarte bei einem Betrag von ca. 110 € abgelehnt (welches dem eigentichen Preis für die Fährüberfahrt entsprach). Der äußerst nette Mitarbeiter aber hat uns daraufhin einfach den möglichst günstigsten Tarif (1 Elektroauto + 1 Kind) berechnet, so dass wir fast 80 € gespart haben! Der Wahnsinn! Können wir gut gebrauchen, da wir langsam wirklich Geldprobleme bekommen.

Hier in Norwegen ist wirklich alles dreifach so teuer als in Deutschland, da macht Einkaufen auch nicht wirklich Spaß, wenn schon eine einfache Salatgurke 3 € kostet. Außerdem gibt es weder H-Milch noch stilles Wasser in Supermärkten zu kaufen, so dass wir jetzt oft frische Milch kaufen (nur dumm, wenn man den Unterschied zwischen Milch und Buttermilch nicht erkennt) und Trinkwasser aus den Flüssen holen.

In Bodo angekommen, stand uns eine 700km lange, 10,5-stündige Autofahrt nach Trondheim bevor. Bisher unser längster Streckenabschnitt. Trondheim haben wir flüchtig in der Nacht angeschaut (echt praktisch für uns, dass es nie richtig dunkel wird), scheint echt ganz gemütlich zu sein. Besonders beeindruckend sind die typischen, auf Stelzen gebauten, bunten Häuschen.


Es ist faszinierend wie gelassen die Norweger sind. Es ist völlig egal, wo man übernachtet. Egal, ob in der Hängematte auf der Fähre, ein Zelt direkt am Straßenrand oder sonstwo, es gibt wohl keine Grenzen, so gut. Da wir uns auch wirklich sicher hier oben fühlen und eine so tolle Aussicht hatten, haben wir beschlossen einmal draußen zu schlafen, an der frischen Luft, mit Meeresrauschen im Hintergrund und Sonnenuntergang im Atlantik, wundervoll, direkt an der Atlantikstraße. 


Zuvor sind wir noch einen Berg erklommen, haben uns unseren eigenen Weg durchs Gebüsch geschlagen und sind hochgekrackzelt, um dann festzustellen, dass es einen breitgelaufenen touristischen Wanderweg und ein Gipfelbuch gibt. 


Nach einer weiteren größeren Etappe (wir tanken rgendwie fast jeden Tag und jetzt wo wir noch einen vollen Tank haben, sinken die Dieselpreise von Tag zu Tag), sind wir in Alesund angekommen, wo natürlich gerade wieder ein Fest stattfand, diesmal ein Bootsfest, so dass eine lebhafte Stimmung im kleinen Örtchen herrschte.


Da Alesund auch die einzig größere Stadt in der Gegend ist und wir auf keinen Fall das Finale verpassen wollten, sind wir eine Nacht länger als geplant geblieben und haben einfach auf dem Hausberg Askla mit wundervoller Sicht übernachtet, die vielen Touristen am Morgen haben wir einfach ignoriert.

 

Und dann kam auch schon der Tag, an dem wir Weltmeister wurden! Wir haben das Spiel in einem Irish Pub geschaut, mit ziemlich lustigem Publikum, darunter ein nettes deutsches Pärchen sowie drei besoffene Brasilianerinnen, die uns mit ihrer Euphorie für Deutschland um weiten übertrumpften. Doch sobald wir aus dem Pub mit Freudejubel heraustraten, war die noch eben so gute Stimmung dahin. Die Stadt war menschenseelenleer. Keine Autokorsos, kein Gegröle, keine freudestrahlenden Menschen, echt schade. Selbst auf dem Campingplatz, wo wir hofften auf ein paar triumphierende, feiernde Deutsche zu treffen, wurde brav die Nachtruhe eingehalten. Oh man, wie gern wären wir in Deutschland gewesen! OLE OLE OLEEE. Deutschlaaaaand!


Hier noch ein paar Dinge, die uns in Norwegen aufgefallen sind:
- Die gute Nachricht: es gibt kaum Mücken, die schlechte: dafür gibts kleine fiese Stechfliegen, die viel schlimmere Stiche/Bisse hinterlassen.
- Die Norweger lassen gern beim Warten den Motor laufen, auch wenn sie nicht im Auto sitzen.
- Seit Finnland haben wir keinen einzigen Elch mehr gesehen.


Dienstag, 8. Juli 2014

Adieu, Schlafrythmus. Adieu.

Guten Morgen! Es ist 3:30 Uhr früh, hell draußen und da hat man normalerweise ja nichts besseres vor als einfach mal Blog zu schreiben.
Seit vier Tagen haben wir kaum geschlafen. Schlafrythmus, sollte er jemals existiert haben, tut er es nun eindeutig nicht mehr. Kaum stellte man verwundert fest, dass es schon drei Uhr ist, geht die Sonne, die gefühlt nie weg war auch schon wieder auf und die Vögel zwitschern. Die Finnen scheinen sich mit der dauerhaften Sonneneinstrahlung abgefunden zu haben, mitten in der Nacht laufen Familien mit ihren schreienden Kindern umher, Jugendgangs sind um vier Uhr früh bei Mäcces, alles ist hier möglich!

Bis auf diese Tatsache, die einerseits faszinierend, andererseits verstörend ist und die abermillionen Mücken, ist Finnland wirklich traumhaft.
Wir haben uns drei verschiedene Nationalparke angeschaut, um das Land ein bisschen besser kennenzulernen. Der erste (Linansaari Nationalpark) war ein kleiner Reinfall, da auf der Insel, mitten in der finnischen Seenplatte kein einziger Wanderweg ausgeschrieben war und es auch irgendwie wirklich keinen Weg gab. Vielleicht waren wir auch einfach an der komplett verkehrten Stelle. Schön mit den ganzen roten Holzhäusern am Wasser war es trotzdem.


Unser zweiter Stopp, der Koli Nationalpark war daraufhin eine echt Steigerung. Nachdem wir den höchsten Berg in diesem Park (347m) erklommen haben, hat sich uns eine wunderschöne Aussicht auf die Seen und Inseln geboten.




Dritter und letzter von uns erkundeter Nationalpark, der Oulanka Nationalpark, war der Schönste. Nachdem wir uns an der Touristeninformation erkundigt haben, welche Wanderroute wohl die Beste wäre, empfiel Sie uns die "kleine Bärenrunde", ein 12km langer Rundweg durch den Park. Gesagt, getan. Unsere Motivation auf Grund Schlafmangels ließ erst zu Wünschen übrig, aber spätestens, als wir an einer Hängebrücke angelangt waren, steigerte sie sich ungemein. Es gab regelmäßige Stopps auf der Strecke, wo fast immer eine kleine Holzhütte stand, in der es tatsächlich möglich war kostenfrei zu nächstigen, inklusive Feuerplatz, dem dazu passendem Feuerholz, einer Axt, so dass man sich notfalls selbst welches schlagen konnte und Toiletten. Wie unfassbar niedlich ist das denn? Schöne Idee, die es viel öfter geben sollte!
Der Park ansich war abenteuerlich. Wir sind mehreren Elchen hautnah begegnet, welche so schön sind, sind Berge erklommen und wurden von Mücken geärgert. Nur der Bär ist uns leider nicht begegnet.







Außerdem waren wir im Weihnachtsmanndorf Rovaniemi. Ja, so etwas gibt es tatsächlich. Wenn man dem Weihnachtsmann schreibt, werden die Briefe dorthin geschickt. Es ist wirklich niedlich aufgemacht und es liegt direkt am Polarkreis. So haben wir uns durch diverse Souvenirshops gekämpft, haben uns das offizielle Postamt angeschaut, wo es gemütliche Ecken zum Schreiben von Postkarten und Briefen gab, haben den Weihnachtsmann persönlich getroffen und ein Pläuschchen mit ihm gehalten und zuguterletzt den Polarkreis überschritten. Wer kann das schon von sich behaupten.




Mittlerweile sind wir schon wieder in den Lofoten, Norwegen. Hier ist es landschaftlich ein bisschen rauher und es gibt weniger dichten Nadelwald. Dafür umso mehr Berge, die teilweise noch schneebedeckt sind und offenes Meer, was einem den Salzgeruch in die Nase trägt. Unser Campingplatz ist direkt zwischen all dieser schönen Landschaft. Could be worse.




Fakten über die Finnen:
1. Sie haben unfassbar süße Bushaltestellen.

2. Wir haben keine einzige Straßenbaustelle entdeckt, das war in Norwegen wieder ganz anders.
3. Es gibt im Norden einfach so gut wie gar keine Blitzer mehr.
4. Alle Finnen sprechen außerordentlich gutes Englisch. Sehr förderlich für allerlei Kommunikation.
5. Man kann schlafen wo man möchte. Es interessiert niemanden. Das klingt wie Musik in unseren Ohren.